Skoliose ist seit dem Altertum bekannt, und der Ausdruck wurde von Hippokrates geprägt. Seit jeher hat man versucht, das Krankheitsbild therapeutisch befriedigend zu lösen. In dieser Rubrik möchten wir Sie über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten aufklären und Ihnen zeigen, welche Rolle Bewegung und Sport dabei spielen. Machen Sie sich keinen „Cobb“, wir liefern Ihnen, was Sie wissen müssen.
Was ist Skoliose?
Skoliose (skolios: Krümmung, umgangssprachlich: Wirbelsäulenverkrümmung) ist eine orthopädische Erkrankung, die durch eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule gekennzeichnet ist. Diese seitliche Krümmung kann in verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule auftreten und hat oft die Form eines „S“ oder „C“. Zur seitlichen Verbiegung kommt die Rotation, was die Skoliose zu einem sehr komplexen Krankheitsbild macht. Skoliose tritt häufig während des Wachstumsschubs in der Kindheit oder Jugend auf, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten.
Wie entsteht Skoliose?
Die häufigste Form der Skoliose ist idiopathisch, was bedeutet, dass die genaue Ursache unbekannt ist. Dies betrifft etwa 80-90 % der Fälle und tritt meist während des Wachstumsschubs in der Adoleszenz auf. Skoliose kann auch aufgrund von neuromuskulären Erkrankungen wie Muskeldystrophie oder zerebraler Lähmung auftreten. Eine angeborene Skoliose tritt aufgrund von Fehlbildungen der Wirbelsäule auf. Für eine Heilung oder Besserung ist es maßgeblich mitentscheidend, in welchem Stadium und Alter die Krümmung entdeckt und behandelt wird. Der Krankheitsverlauf ist umso leichter, je später die Skoliose beginnt und eine Behandlung umso effektiver, je früher diese ansetzt.
Etwa 3-5 % der deutschen Bevölkerung leiden an einer Skoliose, vom geringsten Grad bis zur Schwerstform. Für eine Skoliose-Diagnose und Therapiebedürftigkeit gilt ein Mindestwinkel von 10 Grad. Die Gradmessungen werden nach der sogenannten Cobb-Formel vorgenommen.
Exkurs: Cobb
Die COBB-Winkel (nach John Robert Cobb 1903-1967, US-amerikanischer Chirurg und Orthopäde) dienen der Messung einer Wirbelsäulenverkrümmung in der Frontal- und Sagittalebene (seitliche Beurteilung). In dieser Ebene identifiziert man den oberen und unteren Neutralwirbel, die die Krümmung umschließen, und zieht eine Verlängerungslinie. Aus dieser Verlängerungslinie ergibt sich der Cobb-Winkel.
Seitliche Abweichungen von unter 10° bedürfen keiner Behandlung. Ab 10° spricht man von einer Skoliose, bei einem Befund ab 20° sollte orthopädisch interveniert werden, da ansonsten mit einem Fortschreiten der Erkrankung zu rechnen ist (beispielsweise durch Physiotherapie). Liegt die Ausbiegung bei Werten oberhalb von 25°, ist das Tragen eines Korsetts indiziert. Ab etwa 50° sollte eine chirurgische Intervention erfolgen.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch körperliche Untersuchungen, Röntgenaufnahmen und manchmal auch durch weitere bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT). Behandlungsmöglichkeiten gibt es in der Regel zwei:
- Konservative Therapie: Physiotherapie, spezielle Übungen und das Tragen von Korsetts können helfen, die Progression der Skoliose zu verlangsamen.
- Chirurgische Eingriffe: Insbesondere, wenn die Skoliose fortschreitet, kann eine Operation erforderlich sein, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und die Krümmung zu korrigieren.
Sport und Lebensqualität
Menschen mit Skoliose können ein normales Leben führen, insbesondere wenn die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind entscheidend, um die Wirbelsäule im Auge zu behalten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Skoliose ist eine komplexe Erkrankung, und die individuelle Behandlung muss in enger Zusammenarbeit zwischen Patient, Eltern (falls der Patient ein Kind ist), Orthopäden und anderen Gesundheitsdienstleistern erfolgen. Sportliche Aktivitäten sind bei Skoliose nicht nur erlaubt, sondern auch empfohlen und wünschenswert. Sie tragen positiv zum Aufbau und zur Stärkung der gesamten Rücken- und Rumpfmuskulatur bei und können die krankengymnastischen Therapiemaßnahmen des Arztes ideal ergänzen.
Die Auswahl geeigneter Sportarten sollte individuell unter Berücksichtigung persönlicher Ambitionen, der Skoliose-Ausprägung, des Alters, möglicher Schmerzen und der Intensität erfolgen.
Geeignete Sportarten umfassen:
- Schwimmen (insbesondere Rückenschwimmen und Sportbrustschwimmen)
- Joggen auf weichem Untergrund
- Rückengerechtes Radfahren
- Nordic Walking
- Wandern
- Therapeutisches Reiten
- Tanzsport
- Aerobic
- Inlineskaten
- Klettern
- Skilanglauf
Weniger geeignete Sportarten, die ruck- und stoßartige Bewegungen beinhalten, sollten je nach Skoliose-Ausprägung vermieden werden, darunter:
- Delphin-Schwimmen
- Tennis
- Squash
- Gewichtheben
- Trampolinspringen
Im Sport-Gesundheitspark Berlin e.V. sind wir über die Risikofaktoren bestens aufgeklärt und machen uns einen „Cobb“, sodass Sie sich keinen „Cobb“ machen müssen.
Literatur und Quellen
Diefenbach, E. (2015). Skoliose: Theorie und Therapie. Österreich: BACOPA Verlag.
Richards, B.S. et al. (2005). Standardization of criteria for adolescent idiopathic scoliosis brace studies: SRS Committee on Bracing and Nonoperative Management. Spine (Phila Pa 1976), 30(18), 2068-75; discussion 2076-7.
Deutsches Skoliose Netzwerk. (n.d.). Über Skoliose. Abgerufen am 17.08.2024 von https://deutsches-skoliose-netzwerk.de/ueber-skoliose/
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird im vorliegenden Text die männliche Sprachform genutzt, dies ist geschlechterneutral zu verstehen. Wir schließen explizit alle Geschlechter mit ein.